Greta die Kleine

Kartoffeln schälen, Dosen öffnen, Salat schleudern, immer das Selbe. Da schon wieder Fettspritzer auf den Fliesen. Mist und wieder in die Fuge eingezogen. Muss ich wieder mit Salzsäure dran, sonst dreht Erich am Rad. Wo sind denn jetzt nur wieder die verdammten Gummihandschuhe. Man sah Greta an, dass sie alles etwas widerwillig tat, oder mehr lustlos, so wie Sklavenarbeit. Und immer wenn sie dieses Gefühl überkam, dann folgte kurz drauf der Zorn auf Erich.

Der saß jetzt schön gemütlich im Amt in seinem Büro. Einer nach dem anderen bitte. Nein bitte jetzt nicht, sie sehen doch, dass ich Frühstücke. Der Nächste bitte. Nein ohne Antragsformular kann ich das nicht bewilligen. Ja bitte, kommen sie wieder. Nein ab Mittag ist hier geschlossen. Welch ein herrliches Leben bei der Behörde. Alles nach Plan und jede Menge Menschen und man ist dort halt jemand. Aber sie hier. Ha! Salzsäure auf der Kunststoffabdeckleiste. Ein schäbiger Fleck. Und das bei der teuren Küche.

Jetzt sah man Greta an, dass der Stress einsetzte. Scheißküche.
Zweiundvierzigtausend Mark hatte die Küche gekostet. Damit du siehst, was du mir Wert bist hatte sie noch im Ohr. Und seine zweiundvierzigtausend Mark sah er sich jeden Tag genau an. Hier war ein Kratzer, dort ein kleiner Fleck. Oh, was war das damals für ein Theater als das Scharnier ausgebrochen war.

Und immer wenn der Stress einsetzte dann wurde aus dem Zorn auf Erich blanke Wut.
Wenn er nicht gewesen wäre, dann könnte sie jetzt auch schön im Amt sitzen. Der Nächste bitte. Dabei sie war so stolz gewesen. Amtsinspektor war er. Das war damals schon was. Die anderen Schreibkräfte hatten sie ganz schön beneidet. Und dabei groß und gut gewachsen.
Und immer so ordentlich.

Dann wurde geheiratet. Sie wurde in eine andere Abteilung versetzt. Leider, aber Eheleute als Arbeitskollegen? Geht eben nicht. Warum wurde eigentlich sie versetzt?

Dann kam das Kind, sie hörte auf zu Arbeiten und blieb zu Hause.
Das hat die Frau vom Amtsinspektor Erich Winsemann nicht nötig. Schließlich ist man ja wer.

Sie war außerdem gern zu Hause geblieben, mit dem Kind war es schön gewesen. Abends kam Erich und sie hatten viel gelacht.
Dann starb das Kind und dann war nur noch Traurigkeit im Haus.

Sie war allein und wenn Erich Abends heimkam, dann wurde nicht mehr gelacht, dann wurde gestritten. Einen Grund gab es immer. Heute würde es der Salzsäurefleck auf der Kunststoffabdeckleiste sein. Und immer wenn sie einen Streit erwartete, dann nahm sie einen Schluck. Da sie eigentlich immer Streit erwartete nahm sie eigentlich immer einen Schluck. Meistens schon morgens sonst könnte sie das gar nicht durchstehen, dieses Leben, diesen Stress.

Immer wenn Greta an diesem Punkt ihrer Überlegungen ankam, dann nahm sie noch einen Schluck extra. Heute würde sie es ihm aber mal zeigen. Von wegen lass mich in Ruhe, du hast ja getrunken.

Im Geiste sah sie sich wie einen Racheengel vor ihm stehen. Alles würde sie ihm an den Kopf schmeißen. Alles, die gesamte Scheiße von zweiundzwanzig verdammten Scheißehejahren würde sie ihm an den Kopf schmeißen. Einmal sollte er doch auch mal wissen wer eigentlich Schuld ist an dieser ganzen furchtbaren, miesen Situation. Er nämlich, Erich der Große, der Verdiener, der Dulder, der Großzügige, der bei allen Beliebte.

Noch einen Schluck, dann klappt das auch besser. Schließlich ist er einen ganzen Kopf größer als sie und kann immer so verdammt traurig gucken. So verdammt traurig, dabei hat er gar keinen Grund dazu. Sie, sie Greta die Kleine ist traurig, furchtbar traurig, furchtbar, furchtbar traurig.

Und immer wenn Greta an diesem Punkt angelangt war, dann wurde sie müde. Immer kurz bevor Erich heimkam und kurz bevor sie endlich mal hätte Klarschiff machen können und immer wenn der Pegel in der Flasche schon unter die Hälfte gerutscht war.

Auch jetzt gähnte sie und rutschte auf dem Stuhl immer etwas tiefer. Nur die Augen aufhalten, nur jetzt nicht einschlafen, nur nicht einschlafen, nein nicht einschlafen, nein. Kartoffeln schälen, Dosen öffnen, Salat schleudern, immer das Selbe. Da schon wieder Fettspritzer auf den Fliesen. Mist und wieder in die Fuge eingezogen. Muss ich wieder mit Salzsäure dran, sonst dreht Erich am Rad. Wo sind denn jetzt nur wieder die verdammten Gummihandschuhe. Man sah Greta an, dass sie alles etwas widerwillig tat, oder mehr lustlos, so wie Sklavenarbeit. Und immer wenn sie dieses Gefühl überkam, dann folgte kurz drauf der Zorn auf Erich.

Der saß jetzt schön gemütlich im Amt in seinem Büro. Einer nach dem anderen bitte. Nein bitte jetzt nicht, sie sehen doch, dass ich Frühstücke. Der Nächste bitte. Nein ohne Antragsformular kann ich das nicht bewilligen. Ja bitte, kommen sie wieder. Nein ab Mittag ist hier geschlossen. Welch ein herrliches Leben bei der Behörde. Alles nach Plan und jede Menge Menschen und man ist dort halt jemand. Aber sie hier. Ha! Salzsäure auf der Kunststoffabdeckleiste. Ein schäbiger Fleck. Und das bei der teuren Küche.

Jetzt sah man Greta an, dass der Stress einsetzte. Scheißküche.
Zweiundvierzigtausend Mark hatte die Küche gekostet. Damit du siehst, was du mir Wert bist hatte sie noch im Ohr. Und seine zweiundvierzigtausend Mark sah er sich jeden Tag genau an. Hier war ein Kratzer, dort ein kleiner Fleck. Oh, was war das damals für ein Theater als das Scharnier ausgebrochen war.

Und immer wenn der Stress einsetzte dann wurde aus dem Zorn auf Erich blanke Wut.
Wenn er nicht gewesen wäre, dann könnte sie jetzt auch schön im Amt sitzen. Der Nächste bitte. Dabei sie war so stolz gewesen. Amtsinspektor war er. Das war damals schon was. Die anderen Schreibkräfte hatten sie ganz schön beneidet. Und dabei groß und gut gewachsen.
Und immer so ordentlich.

Dann wurde geheiratet. Sie wurde in eine andere Abteilung versetzt. Leider, aber Eheleute als Arbeitskollegen? Geht eben nicht. Warum wurde eigentlich sie versetzt?

Dann kam das Kind, sie hörte auf zu Arbeiten und blieb zu Hause.
Das hat die Frau vom Amtsinspektor Erich Winsemann nicht nötig. Schließlich ist man ja wer.

Sie war außerdem gern zu Hause geblieben, mit dem Kind war es schön gewesen. Abends kam Erich und sie hatten viel gelacht.
Dann starb das Kind und dann war nur noch Traurigkeit im Haus.

Sie war allein und wenn Erich Abends heimkam, dann wurde nicht mehr gelacht, dann wurde gestritten. Einen Grund gab es immer. Heute würde es der Salzsäurefleck auf der Kunststoffabdeckleiste sein. Und immer wenn sie einen Streit erwartete, dann nahm sie einen Schluck. Da sie eigentlich immer Streit erwartete nahm sie eigentlich immer einen Schluck. Meistens schon morgens sonst könnte sie das gar nicht durchstehen, dieses Leben, diesen Stress.

Immer wenn Greta an diesem Punkt ihrer Überlegungen ankam, dann nahm sie noch einen Schluck extra. Heute würde sie es ihm aber mal zeigen. Von wegen lass mich in Ruhe, du hast ja getrunken.

Im Geiste sah sie sich wie einen Racheengel vor ihm stehen. Alles würde sie ihm an den Kopf schmeißen. Alles, die gesamte Scheiße von zweiundzwanzig verdammten Scheißehejahren würde sie ihm an den Kopf schmeißen. Einmal sollte er doch auch mal wissen wer eigentlich Schuld ist an dieser ganzen furchtbaren, miesen Situation. Er nämlich, Erich der Große, der Verdiener, der Dulder, der Großzügige, der bei allen Beliebte.

Noch einen Schluck, dann klappt das auch besser. Schließlich ist er einen ganzen Kopf größer als sie und kann immer so verdammt traurig gucken. So verdammt traurig, dabei hat er gar keinen Grund dazu. Sie, sie Greta die Kleine ist traurig, furchtbar traurig, furchtbar, furchtbar traurig.

Und immer wenn Greta an diesem Punkt angelangt war, dann wurde sie müde. Immer kurz bevor Erich heimkam und kurz bevor sie endlich mal hätte Klarschiff machen können und immer wenn der Pegel in der Flasche schon unter die Hälfte gerutscht war.

Auch jetzt gähnte sie und rutschte auf dem Stuhl immer etwas tiefer. Nur die Augen aufhalten, nur jetzt nicht einschlafen, nur nicht einschlafen, nein nicht einschlafen, nein.



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