
Geschichten-Auzüge:
Aus "Der Film"
Es traf ihn wie ein Schlag. Er spürte die aufsteigende Hitze und sein
Herz begann zu rasen. Der Lärm der Stadt mischte sich mit dem dumpfen
Schlag seines Pulses bis sein Kopf zu platzen drohte. Seine Sinne sandten
Informationen an sein Gefühl, lange bevor sein Verstand sie zu Gedanken
werden ließ. Er wusste nichts um die Herkunft dieser Gefühle und
begriff die Reaktion seines Körpers nicht, aber er wusste, dass sie etwas
schreckliches zu bedeuten hatten.
Mechanisch erwiderte er den Händedruck des Mannes und spürte,
wie seine Lippen ihm nicht gehorchen wollten, seine Stimme ihm den Ton verweigerte.
Es waren nur Bruchteile von Sekunden, in denen ein Blitz durch seinen Körper
fuhr und ihn in eine Art Schockzustand versetzte. Er versuchte, die Kontrolle
über seinen Körper wieder zu erlangen und die Situation zu realisieren.
Er sah von dem Mann zu seiner Frau und spürte augenblicklich ihre Verlegenheit,
die ihm fremd erschien und sein unheimliches Gefühl verstärkte.
Er hörte, wie gesprochen wurde, aber konnte den Worten nicht folgen.
Dann blickte er zurück zu dem Mann, dessen Gesicht ihn magisch anzog.
Er nahm schwarze, dichte, glatte Haare wahr. Ein markantes Gesicht mit vollen,
geschwungenen Lippen, eine unauffällige Nase und eine braune Haut, die
an südländische Menschen erinnerte. Am auffälligsten waren
die dunklen Augen mit den dichten, schwarzen, langen Wimpern. Das Gesicht
wirkte eigenartig vertraut auf ihn, obwohl er es zum ersten Mal sah...
Aus "Die grüne Insel"
Die saftigen, warmen Töne von frischem Gras und Moos liegen über
den sanften, weitläufigen Hügeln der grünen Insel. Die Sonne
umhüllt die ausgedehnten Flächen mit einem seidigen Schleier von
Licht und Glanz.
Mein Körper wiegt sich seicht im Rhythmus der weichen lang gestreckten
Kurven des Ring of Kerry wie ein Kind, das in den schützenden Armen der
Mutter langsam ins Tal der Träume gleitet. Endlos scheint der Verlauf
der Straße, der nach jeder Biegung wieder eine neue Wellenlinie zeigt.
Das klare, strahlende Azur über mir verschmilzt in der Ferne mit dem
Wasser, das weiß schäumend das Ufer umspült...
Aus "Kampf mit der Zeit"
Zielstrebig öffneten seine langen, kalten Finger die Schachtel und
tasteten nach einem der Zündhölzer. Er entnahm es und hielt es sicher
zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger seiner rechten Hand während sein
linker Daumen die Schachtel wieder schloss. Entschlossen rieb er das rote
Ende über die schmale, dunkle Fläche. Mit einem verlockenden Zischen,
das kurz die Stille der Nacht durchbrach, verwandelte sich das unscheinbare
Hölzchen für kurze Zeit in einen gefährlichen, brennenden Gegenstand,
der unglaubliche Macht verlieh. Sein Herz schlug schneller und sein angespannter
Körper straffte sich, während er tief den verheißungsvollen
Schwefelduft einsog. Gebannt stierte er in die kleine leuchtende Flamme, deren
unterschiedliche Gelbtöne sich in Sekundenschnelle Millimeter für
Millimeter durch den kleinen Holzkörper fraßen und einzelne gebrochene
glühende Glieder und einen würzigen Duft hinterließen.
Bevor die kleine Flamme seine Finger erreichte, näherte er sich ihr zitternd
mit dem abgebrochenen, in Benzin getränkten Ast. Noch bevor beide sich
berührten, streckte das kleine, fast erloschene Feuer sich gierig nach
dem rettenden Stab und entfachte es...
Aus "Der Scheidungshund"
Frauchen hatte angerufen und mitgeteilt, dass sie sich etwas verspäten
würde. Und Herrchen, selbst spät dran, hatte ihn eben alleine vor
die Tür zum Gassi gehen geschickt. Er hatte sich auch wirklich beeilt,
war nur kurz durch den Park zu seiner Lieblingswiese gelaufen, hatte sein
Geschäft verrichtet und wollte zurück die Abkürzung über
die Kuhwiese nehmen. Und dann lag da dieser dampfende, duftende Fladen herum.
Noch ehe er sich seine Situation bewusst machte, räkelte er sich genussvoll
stöhnend, die Beine in die Luft gestreckt, in der warmen Masse und genoss
sein Leben.
Herrchen war ganz bleich geworden, als er, seinen Smoking bereits halb angezogen,
die Tür öffnete und ihn mit hängenden Ohren und eingezogenem
Schwanz dort sitzen sah...
... Ehe Britt sich versah, flog ihm ein weißes stinkendes Pulver ins
Fell und wie mitten in einen Schneesturm geraten, konnte er nur noch die Augen
schließen und den Kopf senken. Alte Lappen schrubbten brutal an seinem
Fell, eine Bürste ziepte an seinen Haaren und Herrchen fluchte und fluchte.
Britt ließ tapfer alle Schmerzen über sich ergehen und rührte
sich vorsichtshalber nicht...
... Lange würde er das nicht mehr aushalten, dieses Ziepen und Jucken
auf der Haut und vor allem nicht dieses Beißen in der Nase.
Plötzlich hörte er Frauchens Schlüssel in der Tür. Britt
öffnete die Augen und blickte völlig entsetzt einem weißen,
strähnigen, verschuppten Hund im Garderobenspiegel entgegen. Dann trat
Frauchen, schick gekleidet, ein und Herrchen erhob sich ungeschickt aus der
Hocke um sie zu begrüßen. Und das just in dem Moment, in dem Britt
sein Beißen und Kratzen nicht mehr ertragen konnte und gleichzeitig
weißes Pulver nieste und sich schütteln musste. Und plötzlich
sahen Herrchen und Frauchen genauso aus wie er....